Orpheus Eurythmie
Samstag 9. März 2019 / 19:00 Uhr
Ort: Rudolf Steiner Haus, Bernadottestraße 90/92, 14195 Berlin
Der Mythos
Eurydike, geliebte Gattin des Orpheus scheidet, von einem giftigen Natternbiss tödlich verwundet, vorzeitig aus dem Leben. Orpheus kann diesen Verlust nicht hinnehmen.
Er beschließt Eurydike zu folgen und sie von den Herrschern des Totenreiches zurückzufordern. Durch seinen Gesang öffnen sich ihm die Pforten der Unterwelt.
Er darf Eurydike aus dem Schattenreich wieder ans Licht führen, unter der Bedingung, sich nicht nach ihr umzuschauen, bevor er das Tor zur Welt der Lebenden durchschritten hat. Noch bevor er an das Licht des Tages tritt dreht er sich jedoch um. Er zweifelt, da er sie nicht mehr hinter sich spürt, ihren Schritt nicht vernimmt. Augenblicklich entschwindet Eurydike zum zweiten Mal ins Schattenreich und diesmal bleibt Orpheus der Zugang verschlossen.
Orpheus, in dessen Namen das Dunkel mitschwingt, geht in das Dunkel (Griech. – Orphne), was bedeutet: Er durchläuft eine Initiation. Er kann noch nicht Eurydike aus der Tiefe in das Bewusstsein des hellen Tages mitnehmen. Rudolf Steiner berichtet von diesem Moment, dass Hades das Tor schließen musste; altes Hellsehen muss weichen.
Angeregt durch das antike griechische Theater, geht in der Inszenierung von Gioia Falk die Figur des Orpheus durch die Handlung – gleichzeitig entstehen aus dem Chor: die bewegte Natur, Nymphen, Furien, Nebel, Schatten und die Bacchantinnen, durch die Orpheus schließlich sein Ende findet. In dieser Inszenierung schwingen wir ein in den Gesang des Orpheus mit der eurythmischen Bewegung. Aber so, dass besonderes Gewicht den Rhythmen gegeben wurde, die dahinter, darunter oder dagegen verlaufen können.
In der Umsetzung bilden sowohl bekannte Rhythmen wie Amphi-brachus ◡ — ◡, als auch unbekanntere, wie die viergliedrigen Rhythmengruppen Päon (elementare Wirkung der Natur) und Epitrit (tiefe Ge heimnisse der Nacht) den künstlerisch-eurythmischen Rahmen.
Ein oberstes Gesetz beherrscht die Natur, das ist der Rhythmus.
Wir stehen mit unserem rhythmischen System viel näher der geistigen Welt als mit unserem Denksystem.
Die Rhytmisierung des Lebens gehört zu den Vorbedingungen für ein Aufsteigen zu den höheren Welten.
(Rudolf Steiner)
Orpheus heute ?
Wo werden wir angesprochen, wenn wir die Geschichte von Orpheus hören?
Wie ist es möglich, dass Dichter und Sänger über Jahrtausende und bis heute ihn besingen?
Auch uns hat er berührt, wir leben mit ihm ganz in der Gegenwart; die Frage bleibt offen:
Wer kann singen, wer so spielen oder vortragen, dass die Natur und ihre Geschöpfe bewegt werden, unendlich tief und innerlich ergriffen werden; dass „selbst die Steine beginnen zu weinen“?
Wir haben uns bewegen lassen und als Eurythmisten möchten wir durch Bewegung davon erzählen. Der Gang von Orpheus in die Unterwelt hat uns inspiriert, die Suche nach der geliebten Eurydike so aufzugreifen, dass das verborgene Leben im Rhythmus unser Herz führt und begleitet.
Die Rhythmen und Metren, durch die griechische und viele reiche Dichtungen zu uns sprechen, sind der bewegte Untergrund, auf dem unsere Bilder und Erscheinungen entstehen und womit wir diese Darbietung in Szene gesetzt haben.
Mitwirkende:
Eurythmie – Alvaro Castro, Giulia Cavalli, Anne Kathrin Korf, Christian Loch, Hiromi Mori, Enrica Perotti, Sepideh Saedi, Lisa Tillmann
Musik/Komposition – Gotthard Killian
Sprache – Catherine Ann Schmid
Kostüme – Enrica Perotti
Masken – Christian Loch
Licht – Moritz Meyer
Textfassung/Einstudierung – Gioia Falk
› Texte: Ovid, Gustav Schwab und Christoph Willibald Gluck u.A.
› Gedichte: Manilius, Rainer Maria Rilke, Hans Müller-Wiedemann und Ingeborg Bachmann
Aufführungen 2019
Sa. 9. März, 19:00 Uhr, Rudolf Steiner Haus, Berlin
So. 10. März, 16:00 Uhr, Camphill Alt Schönow, Berlin
Fr. 15. März, 18:00 Einführung, 20:00 Aufführung, FWS Ismaning/München
Sa. 23. März, 20:00 Uhr, Eurythmeum.CH, Aesch / Schweiz
So. 7. April, 16:00 Uhr, Johanneshaus, Öschelbronn